Neue Publikation in EP Europace: "Use of a taurolidine containing antimicrobial wash to reduce cardiac implantable electronic device infection"

Herzschrittmacher

Funktion, Anwendung, Sicherheit

Es gibt viele Herzrhythmusstörungen, die die Implantation eines Schrittmachers oder Defibrillatoren erforderlich machen. Die Implantation solcher Geräte geht allerdings mit einem erhöhten Risiko für lebensbedrohliche Infektionen einher. TauroPace™ wurde entwickelt, um solche Infektionen effektiv zu verhindern: Der aktive Inhaltsstoff von TauroPace™ ist Taurolidin, ein antimikrobiell aktives Molekül mit Antibiofilm-Wirksamkeit. Taurolidin wirkt gegen alle Bakterien, Pilze und Viren. 

Schrittmachersysteme im Überblick

Je nach Diagnose und Symptomen können verschiedene Arten von Schrittmachern und Defibrillatoren (sog. Defis) zum Einsatz kommen. Die einzelnen Systeme unterscheiden sich in ihrer Funktion und insbesondere danach, wie viele Elektroden verwendet bzw. wo diese im Herzen platziert werden:  

Einkammersystem mit einer Elektrode, die den Pulsgenerator mit einer Herzkammer verbindet  


Zweikammersystem mit zwei Elektroden, die mit beiden rechten Herzkammern verbunden sind (rechter Vorhof bzw. obere Kammer und rechter Ventrikel bzw. untere Kammer)  


Dreikammersystem bzw. biventrikuläre Schrittmacher oder Defis (sog. kardiale Resynchronisationstherapie) mit drei Elektroden, die mit dem rechten Vorhof und beiden Ventrikeln (also beiden unteren Herzkammern) verbunden sind 

TauroPace™ wurde entwickelt, um Patient:innen mit allen genannten Herzschrittmachersystemen vor Infektionen zu schützen.   

Einsatz von TauroPace™

TauroPace™ muss mehrmals während eines operativen Eingriffs (zur Implantation oder Revision eines Schrittmachers oder Defibrillators) angewandt werden. Solche Eingriffe können sowohl ambulant als auch stationär stattfinden. Der genaue Ablauf kann je nach Diagnose und Praktiken der behandelnden Ärzt:innen variieren. Normalerweise dauert der gesamte Prozess nicht länger als zwei Stunden.  

  • Patient:innen müssen vorab Schmuck und andere Gegenstände, die während des Eingriffs hinderlich sein könnten, ablegen.
  • Ebenso werden sie gebeten, kurz vorher noch einmal die Toilette aufzusuchen.  
  • Das medizinische Fachpersonal legt einen intravenösen Zugang an der Hand oder am Arm, um Medikamente und (bei Bedarf) Flüssigkeit zuzuführen. 
  • Wenn der/die Patient:in auf dem Operationstisch liegt, wird ein Elektrokardiogramm-Monitor (EKG) über Klebepflaster mit dem Körper verbunden. Das EKG wird während der Operation die elektrische Aktivität des Herzens aufzeichnen. Vitalparameter wie Pulsfrequenz, Blutdruck, Atemfrequenz oder Sauerstoffversorgung werden dabei ggf. auch kontrolliert.  
  • Im nächsten Schritt platziert das Fachpersonal größere Klebeelektroden auf Brust und Rücken. Zur Sicherheit der Patient:innen werden Gurte an Hüfte, Armen und Beinen befestigt (mit gegebenem Einverständnis). 
  • Bei einigen Eingriffen können spezielle Techniken lokaler Betäubung (sog. Faszienblocks) erforderlich sein. Darüber werden Patient:innen vorab aufgeklärt. Die Blocks dienen dazu, Schmerzen zu minimieren und damit den Heilungsprozess zu fördern. 
  • Mitunter erhalten Patient:innen ein Beruhigungsmittel, i. d. R. bleiben sie aber während des Eingriffs bei Bewusstsein.  
  • Die Haut-Desinfektion an der Stelle des geplanten Eingriffs führt für gewöhnlich der/die Chirurg:in durch. Danach muss die Haut vollständig trocknen, bevor die Operation beginnen kann. 
  • Die Patient:innen werden mit einem sterilen, selbstklebenden Tuch bedeckt. Die Stelle des Einschnitts kann zusätzlich mit einer speziellen Folie abgedeckt werden. 
  • Das Fachpersonal wird dann an der Stelle, wo der Schrittmacher platziert werden soll, ein Narkosemittel direkt unter die Haut spritzen.  
  • Sobald das Anästhetikum wirksam ist, macht der/die Chirurg:in einen kleinen Einschnitt im Bereich unterhalb des linken Schlüsselbeins. 
  • Die sog. Schleuse (ein Plastikschlauch, der als Einführhilfe für das Gefäß dient) wird in ein Blutgefäß in der Nähe des Einschnitts eingeführt und mit TauroPace™ benetzt. 
  • Nach Benetzung der Elektroden mit Tauropace™ (eine, zwei oder drei, je nach Schrittmacher- bzw. Defibrillatorsystem) werden diese mittels der Schleusen (meist mehrere, um Sollbruchstellen durch Knicken der Elektroden zu verhindern) über das Blutgefäß in das Herz eingeführt. 
  • Nach Fixierung der Elektroden mit Nahtmaterial werden die Elektroden mit TauroPace™ benetzt.
  • Nach Platzierung der Elektroden führt der/die Chirurg:in einen Testlauf durch, um die korrekte Position und Funktionalität der Elektroden im Herz sicherzustellen. 
  • Daraufhin wird der Schrittmacher-Generator ausgepackt und mit Mull, der in TauroPace™ getränkt wurde, abgewischt. Alternativ kann der Generator auch direkt in die Lösung eingetaucht werden. 
  • Der Generator wird dann mit den Elektroden verbunden (unter Verwendung von Mull, der in TauroPace™ getränkt wurde) und durch den Einschnitt unter die Haut oder unter den Brustmuskel eingeführt.
  • Zum Schluss werden noch einmal alle platzierten Bestandteile sowie eingebrachtes Nahtmaterial zur Befestigung von CIED-Bestandteilen mit TauroPace™ benetzt. 
  • Die Wunde wird zugenäht. 
  • Die Hautnaht und die Haut werden mit einer Haut-Desinfektion (nicht TauroPace™) gereinigt.
  • Im letzten Schritt wird die Wunde mit einem sterilen Druckverband verbunden. 
  • Das Fachpersonal führt nun eine Geräte-Kontrolle durch, um die korrekte Funktionalität des Systems zu verifizieren bzw. einzustellen. 
  • Wenn die Operation ambulant stattfindet, dürfen Patient:innen meist schon nach ein paar Stunden nach Hause gehen. In der Regel können sie dann innerhalb weniger Tage wieder ihre gewohnten Alltagsroutinen aufnehmen.
  • Allerdings sollten Patient:innen die ersten zwei Wochen nach dem Eingriff darauf achten, dass die Wunde beim Duschen oder Waschen nicht nass wird.
  • Zudem sollten sie es vermeiden, schwere Gegenstände zu heben oder zu schieben. In manchen Fällen wird auch dazu geraten, die Arme während dieser Zeit nicht über den Kopf anzuheben. 
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Arzt bei der Vorbereitung auf eine Schrittmacheroperation. Quelle: TauroPharm
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Kardiales elektronisches Implantat in steriler Verpackung. Quelle: TauroPharm

Schrittmacher im Alltag: Darauf müssen Sie achten

Elektromagnetische Felder können Herzschrittmacher und Defibrillatoren unter Umständen daran hindern, eine Rhythmusstörung korrekt zu identifizieren und entsprechend zu reagieren. Vor diesem Hintergrund sollten Patient:innen und Angehörige Folgendes beachten: 

Meiden Sie den Kontakt mit Geräten und Bereichen mit starken elektrischen oder magnetischen Feldern (z. B. Kernspintomografie). 


Mikrowellen, Computer, Videorekorder, elektrische Kleingeräte und Garagenöffner stellen kein Risiko dar. 


Halten Sie Handys, MP3-Player und Kopfhörer auf mindestens 15 cm Abstand zu Ihrem Schrittmacher oder Defibrillator. Halten Sie Ihr Mobiltelefon beim Telefonieren an das Ohr gegenüber von Ihrem Schrittmacher und tragen Sie Mobiltelefon oder Kopfhörer nicht in Jackentaschen auf Höhe des Schrittmachers. 


Bei Sicherheitskontrollen an Flughäfen sollten Sie das Personal direkt ansprechen und über Ihre Situation aufklären. Bitten Sie um eine Durchsuchung per Hand, sodass Sie nicht durch den Metalldetektor laufen müssen. Ihr Schrittmacher wird zwar durch Metalldetektoren nicht beschädigt, könnte allerdings einen falschen Alarm auslösen.   


Informieren Sie behandelnde Ärzt:innen über Ihre Situation, bevor Tests oder sonstige Eingriffe mit medizinischen bzw. elektronischen Geräten durchgeführt werden. 
Falls zahnmedizinische Behandlungen oder andere Eingriffe mit elektro-chirurgischen Geräten anstehen: Bitten Sie das Fachpersonal, vorab entweder das zuständige Herstellungsunternehmen oder den/die Chirurg:in, der/die Ihren Schrittmacher oder Defibrillator implantiert hat, zu kontaktieren. 


Haushaltsübliche Elektrogeräte zur Zahnreinigung stellen kein Risiko dar und können ohne besondere Vorkehrungen verwendet werden. 


Als Patient:in mit einem Schrittmacher oder Defibrillator dürfen Sie sich keiner Magnetresonanztomografie (MRT oder ugs. „Röhre”) unterziehen, da dies zu elektromagnetischen Störungen führen könnte (es sei denn, für Ihr Gerät gelten laut Herstellungsunternehmen andere Vorschriften).

Crt-Upgrade-X-Ray
Aufnahme von kardialem elektronischen Implantat nach der Operation. Quelle: TauroPharm

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